Anatomie der Nasennebenhöhlen
Die Nase besteht aus zwei Nasenhaupthöhlen, welche voneinander durch eine Scheidewand (Septum) getrennt und nach unten durch den Gaumen begrenzt sind. Von den Nasenhaupthöhlen bestehen Drainagewege zu den vier luftgefüllten Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales, NNH) Kiefer-, Keilbein-, Stirnbein- und Siebbeinhöhle (Bild 1). Die Nasenhaupthöhle ist mit dem Tränennasengang, dem Mittelohr und dem Rachen verbunden.
|
Die Nasennebenhöhlen liegen in den Knochen des Gesichtsschädels und gruppieren sich um die Nasenhaupthöhlen herum. Beiderseits der Nasenscheidewand befinden sich Teile des Siebbeins, einer Knochenstruktur, die mehrere Hohlräume – die Siebbeinzellen (Cellulae ethmoidales) – enthält und wegen der irregulären Ausformung dieser auch als Siebbeinlabyrinth bezeichnet wird. Nach hinten schließt sich an das Siebbein die Keilbeinhöhle (Sinus sphenoidalis) an, deren Knochen einen Teil der Schädelbasis bildet. Oberhalb des Siebbeins befindet sich das Stirnbein mit der Stirnbeinhöhle (Sinus frontalis). Die Kieferhöhle (Sinus maxillaris) ist die größte Nasennebenhöhle und wird vom Oberkieferknochen (Maxilla) umschlossen (Bild 2).
Das Siebbein in Abbildung 1 ist gelb dargestellt, das Keilbein rechts davon hellgrün. Über dem vorderen Siebbeinteil erhebt sich das Stirnbein (lila). Die Kieferhöhle ist in den Oberkiefer (hellgelb) eingelagert. Die gleiche Farbgebung findet sich auch in Abbildung 2, in der eine Vorderansicht auf den angeschnittenen Schädel angezeigt wird. In der kleinen Übersichtsdarstellung links oben ist die Lage der Schnittebene markiert. Deutlich sichtbar ist die Beteiligung aller Knochenstrukturen der NNH an der Ausformung der Augenhöhle. Mit der Nähe zu den Augen und zum Gehirn sind zwei wesentliche Risikofaktoren bei Eingriffen an den NNH verbunden.
|
 Bild 1: Nasennebenhöhlen, Ansicht von ventral Quelle: Faller [1995]: Der Körper des Menschen – Einführung in Bau und Funktion, Thieme, 1995
|
Anatomische Variationen
Für die Orientierung bei Operationen spielen anatomische Landmarken eine wichtige Rolle, z.B. die mittlere Nasenmuschel. Die Positionen mancher Landmarken können stark variieren. Ursache unnatürlicher Variationen sind oft vorangegangene Operationen, bei denen Landmarken verändert oder entfernt wurden. Für den chirurgischen Eingriff ist die Kenntnis der individuellen anatomischen Konstellationen wichtig. Gefäße und Nerven können mehr oder weniger frei durch die Hohlräume verlaufen. Werden Knochenlamellen aus den Höhlen entfernt, so können u. U. Gefäße und Nerven verletzt werden. Gerade bei dünnen Knochen und asymmetrischen Ausbildungen der Höhlen ist die Gefahr einer unbeabsichtigten Perforation bei endoskopischer Eingriffen hoch. Wichtige Variationen und Lagebeziehungen sind u.a. die folgenden:
- die Ausdehnung der Siebbeinzellen (Entfernung zum Auge und Schädelbasis)
- die Lage des Sehnervs (Nervus opticus) im hinteren Bereich des Siebbeins (der Sehnerv kann durch einen Teil der Sieb- und Keilbeinhöhle verlaufen)
- der Verlauf des Sehnervs und der Arteria carotis interna innerhalb der Keilbeinhöhle
- die Position des Siebbeindachs und der Schädelbasis
- Septumdeviation (verschobene Nasenscheidewand) und
- die Position des Processus uncinatus (dicht an der Augenhöhle, dicht an der Schädelbasis oder mittig zwischen beiden).
Ein Ziel der verbesserten präoperativen Planung besteht darin, die im konkreten Fall vorliegenden Variationen besser zu beurteilen.
 Bild 2: Nasennebenhöhlen und knöcherne Strukturen von ventral Quelle: Putz R, Pabst R (2000). Sobotta – Atlas der Anatomie des Menschen, Band 1, Kopf-Hals-Obere Extremität, Urban und Schwarzenberg
|
Diagnostik und Therapie von Nasennebenhöhlenerkrankungen
Chronische Nasennebenhöhlenentzündungen (NNH-Entzündungen) sind weit verbreitet; sie zeichnen sich durch eine Verdickung der Schleimhaut und eine Sklerosierung des Knochens aus. Die Diagnose wird anhand von CT- oder MR-Bildern erstellt. Aufgrund der besseren Darstellung der Knochenweichteilbeziehung ist die CT der MRT überlegen. Die MRT kommt bei fraglichen tumorösen Raumforderungen zum Einsatz (VOGL et al. [2000]).
Medikamentöse Behandlungen sind selten erfolgreich; daher ist meist die chirurgische Entfernung der Schwellungen indiziert. Für die Planung endoskopischer Operationen werden CT-Daten mit einem Schichtabstand von 2 mm empfohlen, wohingegen für die Diagnostik ein Schichtabstand von 4 mm ausreichend ist. Eine Schwierigkeit der Bildgebung besteht darin, den störenden Einfluss metallischer Implantate im Zahnbereich zu begrenzen.
Obwohl die Eingriffe alltäglich sind, können schwerwiegende Komplikationen, z.B. Erblindung, auftreten. Gründe dafür sind die Nähe zur Orbita, zum Nervus Opticus sowie der Verlauf der Schädelbasis. Teilweise ist die Schädelbasis nach unten verlagert (sog. „gefährliche Schädelbasis“) und kann dann versehentlich verletzt werden.
|